Bye Bye
TYPO3
Abschied von TYPO3

Bye Bye
TYPO3
Abschied von TYPO3

Warum TYPO3 für viele Webprojekte nicht mehr die erste Wahl ist, und welche Alternativen es gibt
Die Entdeckung von
TYPO3
Als Agentur waren wir praktisch von Beginn an mit dabei. Schon kurz nachdem Kasper Skårhøj 2001 TYPO3 als Open Source CMS veröffentlichte, wurden wir auf das neue System aufmerksam. Das Angebot an kostenlosen CMS-Frameworks, mit denen sich professionelle Webseiten realisieren ließen, war damals noch sehr überschaubar. Der damalige Profi-Platzhirsch hieß RedDot und war alles andere als kostengünstig.
Nachdem wir uns einen ersten Überblick über TYPO3 verschafft hatten, wurde direkt ersichtlich, dass es sich zwar um ein sehr professionelles System handelt. Es aber auch für passionierte Webentwickler unmöglich ist, sich in wenigen Tagen einzuarbeiten. Bereits für die Realisation einer ersten einfachen und überschaubaren Rahmen-Website sollte man mindestens einige Wochen Einarbeitungszeit einplanen. Nicht zuletzt, um sich mit der eingesetzten Scriptsprache TypoScript vertraut zu machen.
Nachdem die ersten Hürden überwunden waren, herrschte Begeisterung über die Möglichkeiten, die das neue CMS-System eröffnete.

Bye Bye TYPO3
Abschied von TYPO3
Die Entwicklung

Die Entwicklung von
TYPO3
Kasper Skårhøj hatte TYPO3 zunächst für seine eigenen Kunden entwickelt. Zu Beginn war TYPO3 als kommerzielle Lösung konzipiert und kostenpflichtig. Bald kam Kasper jedoch zu der Erkenntnis, auf diesem Wege kein System in der Qualität erstellen zu können, die ihm vorschwebte. Denn das „Drumherum“ kostete ihn zu viel Zeit. Er war zu sehr damit beschäftigt, Marketing zu betreiben, Patches zu erstellen und Sonderwünsche von Kunden zu berücksichtigen, statt konkrete Webprojekte umzusetzen.
Indem er TYPO3 als Open Source System zur nichtkommerziellen Nutzung bereitstellte, konnte er sich – wie er selbst sagte – langfristigen Zielen zuwenden, statt sich an kurzfristigen Zielen aufzureiben. Da er wegen TYPO3 kein größeres Unternehmen gründen und Mitarbeiter einstellen wollte und ihm die Zeit fehlte, um das System als Einzelkämpfer weiterzuentwickeln, hatte er es lieber der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und anderen Entwicklern die Möglichkeit gegeben, sich zu beteiligen.
TYPO3 Insights:
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass es Kasper ein Anliegen war, zu teilen. In einem Interview, welches er der Online-Zeitschrift Phlow gegeben hatte, sagte er:
Originalzitat [Englisch]
„Finally, my Christian perspective of life is also important to consider. People often cannot understand that I want to give SO MUCH out for free. But I really don’t see my life as something where I’m hunting for material goods. I try to live cheaply; I try to spend money on only important things because I want my life – at least as much of it as possible – to be in service for my fellow man!
I want to donate my talent that God has given me to the world around me. I don’t want to keep it for myself but to show the world that there are still other factors in life than pure egoism etc. So, I figured – what does the bible say? It tells us to be LIGHT in the world. To go in front! To start with ourselves. So, I just try to do that.”
Übersetzung [Deutsch]
“Letztendlich ist es auch wichtig, meine christliche Lebensperspektive zu berücksichtigen. Die Leute können oft nicht verstehen, dass ich SO VIEL umsonst geben möchte. Aber ich sehe mein Leben wirklich nicht als etwas, in dem ich nach materiellen Gütern strebe. Ich versuche, billig zu leben. Ich versuche, Geld nur für wichtige Dinge auszugeben, weil ich möchte, dass mein Leben – zumindest so viel wie möglich – in den Diensten meiner Mitmenschen steht!
Ich möchte mein Talent, das Gott mir gegeben hat, der Welt spenden. Ich möchte es nicht für mich behalten, sondern der Welt zeigen, dass es im Leben noch andere Faktoren als reinen Egoismus (usw.) gibt. Also dachte ich mir – was sagt die Bibel? Es sagt uns, wir sollen LICHT in der Welt sein. Voran gehen! Um bei uns selbst zu beginnen. Also versuche ich einfach, das zu tun.“
Unterstützung & Support
durch die
TYPO3 Community
Unterstützung durch die
T3-Community
Die Folge dieser Überlegungen war, dass Kasper Skårhøj anderen Webentwicklern sein TYPO3-System kostenlos bereitgestellt hat. Seine Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Im Quellcode einer jeden TYPO3-Website steht:
„This website is powered by TYPO3 – inspiring people to share!”
(„Diese Website basiert auf TYPO3 – sie inspiriert Menschen zum Teilen! “)
Viele Entwickler, viele Agenturen fanden diese Idee gut und vorbildlich. Auch wir waren davon begeistert und haben uns in der TYPO3-Community eingebracht. In Blogs und Foren haben wir einerseits von Tipps und Hilfestellungen anderer Entwickler profitiert. Anderseits haben wir selbst andere Entwickler mit Anregungen und Lösungsvorschlägen unterstützt.
Außerdem haben wir ein umfangreiches Handbuch entwickelt. In die Planung, das Konzept, die Programmierung der Website, die Erstellung und Beschriftung der Grafiken, das Verfassen der Texte und den Einbau der Inhalte sind ca. 6 bis 8 Wochen geflossen. Nachdem das Projekt abgeschlossen war, haben wir die Webseite der Öffentlichkeit kostenlos bereitgestellt. Weder an der Erstellung des TYPO3 Handbuchs noch für den Betrieb (Beantwortung von Anfragen, Systemwartung, etc.) haben wir jemals etwas verdient.
Umso enttäuschender ist vor diesem Hintergrund das Vorgehen der TYPO3-Association.

Chancen & Möglichkeiten
Risiken und
Niedergang
Der Niedergang von
TYPO3
„Niedergang“ klingt jetzt vielleicht etwas dramatisch vor dem Hintergrund, dass TYPO3 kontinuierlich weiterentwickelt wird und derzeit (noch) immer über eine gewisse Verbreitung verfügt.
Während TYPO3 in den Jahren ab ca. 2002 immer bekannter wurde und die TYPO3-Community auf immer mehr Unterstützer zählen konnte, ging es irgendwann ab ca. 2013 bis 2015 stetig bergab. Neue Anleitungen und Handbücher wurden immer seltener verfasst und bereitgestellt. Immer weniger Entwickler waren in den Foren und Blogs aktiv und dazu bereit, andere zu unterstützen.
Mit jeder neuen TYPO3-Version ergaben sich zum Teil tiefgreifende Veränderungen, die sich zwar am neusten Stand der Technik orientierten. Die jedoch das System immer komplexer machten und die Lernkurven der Web-Entwickler weiter steil haben ansteigen lassen. Diese neuen Techniken und Features waren zwar schick, oft kam aber auch der Eindruck auf, dass neue TYPO3-Versionen eine Art Spielwiesen für hochbegabte System-Entwickler sind, die sich hier austoben können. Die Webentwickler blieben zum Teil auf der Strecke und hatten oft keine Lust mehr, sich diese überbordende Komplexität anzutun.
Web-Entwickler ziehen sich zurück
Denn zugleich waren die „Anleitungen“ für die neuen Techniken entweder nicht vorhanden oder waren sehr schwer verständlich und richteten sich vornehmlich an echte Cracks. Scheinbar nach dem Motto: „von Experten für Experten.“ Statt die Web-Entwickler einzubinden und „mitzunehmen“, geht das Ganze mehr in Richtung: „Friss, Vogel, oder stirb.“
Das kann man so machen. Aber man darf sich dann auch nicht wundern, warum das Gros der „normalen Entwickler“ nach und nach die Lust verliert. Zudem wurde TYPO3 damit (indirekt) immer teurer und damit insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen immer unattraktiver.
Zugleich erlebten andere gute CMS-Systeme einen Aufschwung: ob Contao, Drupal, Joomla oder WordPress – um nur einige zu nennen. Sie alle sind deutlich einfacher zu bedienen und haben sich stetig weiterentwickelt. So belächeln manch eingefleischte TYPO3-ler noch heute WordPress als simples Blog-System und verkennen, dass WordPress längst aus den Kinderschuhen entwachsen ist und sich damit professionelle Webauftritte realisieren lassen.

Abschied von TYPO3
Wir sagen leise:
Servus
Abschied von
TYPO3
Wir haben mehr als 15 Jahre anspruchsvolle und professionelle Webseiten mit TYPO3 entwickelt. Jedoch, wie heißt es nicht so schön, man sollte gehen, wenn es am schönsten ist.
Diesen Zeitpunkt haben wir wohl verpasst, auch wenn wir bereits seit vielen Jahren mit alternativen CMS-Systemen hochwertige Webauftritt realisieren – und das zu deutlich günstigeren Preisen.
Zudem muss man klar sagen, dass TYPO3 ein professionelles CMS-System ist, welches viele Möglichkeiten bietet. Allerdings auch viele Möglichkeiten, die für die meisten Unternehmens-Webseiten gar nicht benötigt werden.
Es stellt sich letztendlich immer auch die Frage, welchen Preis der Kunde zu zahlen bereit ist? Denn komplexe Systeme, bei denen der Aufwand für die Webseitenerstellung sehr hoch ist und die ausgewiesene Spezialisten erfordern, treiben nicht nur die Projektkosten sondern auch die Kosten für die Systembetreuung und System-Upgrades rasant nach oben.
Nachdem sich die Geschäftsführerin oder der Geschäftsführer eines kleinen oder mittelständischen Betriebs die Vor- und Nachteile verschiedener CMS-Systeme hat erläutern lassen (sofern sie/ihn das überhaupt interessiert) folgt am Ende des Tages der berühmten 3-Worte-Killersatz. Und der lautet nicht: „Ich liebe Dich!“, sondern „Was kostet das?“.
Und, ja, es gibt nach wie vor große Webagenturen mit großen Kunden, die sie für eine CMS „Enterprise“-Lösung begeistern können. Kunden, die sich ein komplexeres System leisten können oder aus Imagegründen leisten wollen. Und TYPO3 bietet tatsächlich Features, die andere CMS-Systeme in dieser Form nicht bieten. Beispielsweise ein professionelles Benutzer-Verwaltungssystem, so dass Dutzende von Redakteuren gleichzeitig redaktionelle Arbeiten an der Webseite durchführen können. Nur: braucht das jeder Webauftritt und rechtfertigt dies hohe Mehrkosten? Fans von TYPO3 finden natürlich noch viele weitere Gründe, warum TYPO3 besser ist als andere CMS-Systeme. Gründe, die sich allerdings zum Teil widerlegen lassen.
